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Abschnitte

P-Welle

Maße

Dauer: 50-100ms
Höhe: <0,25mv

=Vorhoferregung

Morphologie

  • halbrund, i.d.R. positiv
  • in I, II positiv
  • in aVR neg. (konkordant mit QRS)
  • in V1 biphasisch // negativ möglich
  • in V5, V6 positiv

Pathologie

  • Abnorme Polarisierung: ektope atriale Erregung
  • Abnorme Konfiguration: Vorhofvergrößerung (P sinistroatriale/dextroatriale/biatriale)

QRS-Komplex

Q-Zacke

Maße

Dauer: ≤30ms
Höhe:R-Zacke

Eine Q-Zacke ist jede negative Auslenkung, die einer R-Welle vorausgeht. Sie repräsentiert die normale links-nach-rechts-Depolarisation des interventrikulären Septums.

  • Normale kleine „septale“ Q-Zacken: Typischerweise in den linksseitigen Ableitungen: I, aVL, V5, V6
  • Qin V1-V3

Q-Zacken in verschiedenen Ableitungen

  • Kleine Q-Zacken sind in den meisten Ableitungen normal
  • Tiefere Q-Zacken (> 2 mm) können als Normvariante in III und aVR auftreten
  • Unter normalen Umständen keine Q-Zacken in den rechtsseitigen Ableitungen (V1V3)

Pathologische Q-Zacken

Kriterien:

  • Breite > 40 ms (1 mm)
  • Tiefe > 2 mm
  • Tiefe > 25 % der Höhe des QRS-Komplexes
  • Auftreten in V1V3

Hinweis: Pathologische Q-Zacken deuten meist auf einen aktuellen oder zurückliegenden Myokardinfarkt hin.

Differenzialdiagnosen

  • Myokardinfarkt
  • Kardiomyopathien — Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), infiltrative Myokarderkrankungen
  • Rotationslage des Herzens — extreme Uhrzeigersinn- oder Gegenuhrzeigersinnrotation
  • Ableitungsfehler — z. B. Anbringen der oberen Extremitätenableitungen an den unteren Extremitäten

Verlust normaler Q-Zacken

  • Fehlen kleiner septaler Q-Zacken in V5V6 ist pathologisch
  • Häufigste Ursache: Linksschenkelblock (LSB)

= initale Kammererregung, da li Faszikel schneller erregt wird

  • Verschmelzen mit S-Zacke = QS-Komplexe
  • ∅ `R``
  • ∅ Block

Vorderwandnarbe in V1-V6

  • Path. Qmit nachfolgendem `R``
  • QS-Komplexe
  • üLT

Hinterwandnarbe in II, III, aVF


R-Zacke

Die R-Zacke ist die erste positive (nach oben gerichtete) Auslenkung nach der P-Welle und repräsentiert die frühe ventrikuläre Depolarisation.

Pathologie

Definition:
Ungewöhnlich hohe R-Zacke in V1.

Ursachen:

  • Normalbefund bei Kindern und jungen Erwachsenen
  • Rechtsventrikuläre Hypertrophie (RVH)
  • Lungenembolie
  • Persistentes infantiles Muster
  • Links-rechts-Shunt
  • Rechtsschenkelblock (RSB)
  • Hinterwandinfarkt (Posterior MI) → ST-Hebung in V7V9
  • WPW Typ A
  • Falsche Elektrodenplatzierung (z. B. V1/V3 vertauscht)
  • Dextrokardie
  • Hypertrophe Kardiomyopathie
  • Muskeldystrophien (Myotone Dystrophie, Duchenne)

Definition:
Ungewöhnlich hohe R-Zacke in aVR.

Häufige Ursachen:

  • Vergiftung mit Natriumkanalblockern (z. B. trizyklische Antidepressiva)
  • Dextrokardie
  • Falsche Elektrodenplatzierung (LA/RA vertauscht)
  • Häufig bei ventrikulärer Tachykardie (VT)

Hinweise auf Natriumkanalblocker-Vergiftung:

  • R-Höhe in aVR > 3 mm
  • R/S-Quotient > 0,7

Dextrokardie-Merkmale

  • Rechtsachsenabweichung
  • Positive QRS-Komplexe (mit aufrechter P- und T-Welle) in aVR
  • I: Inversion aller Komplexe („globale Negativität“) – invertierte P-Welle, negativer QRS, invertierte T-Welle
  • Fehlende R-Zacke-Progression in den Brustwandableitungen (dominante S-Zackes in allen)

LA/RA-Vertauschung – typische Merkmale:

  • I invertiert
  • aVRaVL getauscht
  • IIIII getauscht
  • Normale R-Zacke-Progression in den Brustwandableitungen

Definition:
R-Welle ≤ 3 mm in V3.

Ursachen:

  • Zurückliegender anteroseptaler Myokardinfarkt
  • Linksventrikuläre Hypertrophie (LVH)
  • Ungenaue Elektrodenplatzierung
  • Normalvariante
  • Abwesende Progression typisch bei Dextrokardie

T-Welle

Die T-Welle ist die positive Auslenkung nach jedem QRS-Komplex und repräsentiert die ventrikuläre Repolarisation.

Morphologie

  • Aufrecht in allen Ableitungen außer aVR und V1
  • Amplitude: < 5 mm in Extremitätenableitungen, < 10 mm in Brustwandableitungen (Männer: 10 mm, Frauen: 8 mm)
  • Dauer steht in Bezug zum QT-Intervall

Auffälligkeiten der T-Welle

Gipflige T-Wellen

  • Oft bei Hyperkaliämie
  • Schmal, spitz und hoch

Hyperakute T-Wellen (HATW)

  • Breitbasig, asymmetrisch, oft vor ST-Hebung und Q-Wellen sichtbar
  • Größe im Verhältnis zum vorangehenden QRS-Komplex beachten (bei kleinem QRS kann HATW normal groß wirken)
  • Auch bei Prinzmetal-Angina

Sonderform – Verlust des präkordialen T-Wellen-Gleichgewichts:

T-Welle in V1 ist positiv und größer als in V6 = hyperakut

  • Normal: V1 zeigt invertierte T-Welle
  • Positive-T-Welle in V1 ist pathologisch, v. a. wenn hoch (T...) (TTV1) oder neu (N...) (NTTV1)
  • Hohes Risiko für KHK, neu → Hinweis auf akute Ischämie

Invertierte T-Wellen

Merke

  • Inversion in III oft Normvariante; neue Inversion immer pathologisch.
  • Pathologische T-Wellen-Inversion meist symmetrisch und tief (> 3 mm).
  • Kinder: invertierte T-Wellen in V1V3
  • Persistierendes juveniles Muster:
    • Asymmetrisch, flach (< 3 mm)
    • Meist auf V1V3 begrenzt
    • Häufig bei jungen afro-karibischen Frauen
  • Myokardischämie / Myokardinfarkt (inkl. Wellens-Syndrom)
  • Schenkelblock (LSB, RSB)
  • Ventrikuläre Hypertrophie (LVH, RVH)
  • Lungenembolie
  • Hypertrophe Kardiomyopathie
  • Erhöhter intrakranieller Druck
Details zur T-Wellen Inversion
  • Inversionen treten in benachbarten Ableitungen je nach Infarkt-/Ischämieort auf:
    • Inferior: II, III, aVF
    • Lateral: I, aVL, V5V6
    • Anterior: V2V6
  • Dynamische Inversion: akute Ischämie
  • Fixierte Inversion: nach Infarkt, oft mit pathologischen Q-Zacken
  • T-Wellen-Inversion ist bei Schenkelblock ebenso wie ST-Senkung erwartbar („appropriately discordant“) inadäquate Depolarisation ist von inadäquater Repolarisation gefolgt
  • LSB: Inversion in I, aVL, V5V6 (lateral)
  • RSB: Inversion in V1V3 (rechts präkordial)
  • LVH: Inversion in I, aVL, V5V6 (linksventrikuläres „strain“-Muster ähnlich dem LSB)
  • RVH: Inversion in V1V3 (rechtsventrikuläres „strain“-Muster) + inferior (II, III, aVF)
  • Akute Rechtsherzbelastung → Muster ähnlich wie bei RVH
  • Inversion in V1V3 (rechts präkordial) und inferior (II, III, aVF)
  • Kann Teil des "SIQIIITIII-Pattern" sein:
    • S-Welle in I
    • Q-Welle in III
    • T-Wellen-Inversion in III
  • Tiefe T-Wellen-Inversionen in allen Brustwandableitungen

=== Erhöhter intrakranieller Druck (ICP) - Plötzlicher ICP-Anstieg (z. B. Subarachnoidalblutung) - Weitverbreitete tiefe T-Wellen-Inversionen mit bizarrer Morphologie


Biphasische T-Wellen

  • Zwei Hauptursachen:
    • Myokardischämie
    • Hypokaliämie
  • Die beiden Wellenanteile verlaufen in entgegengesetzte Richtungen:
    • Ischämie: T-Welle geht hoch → dann runter (Unterschiedliche Repolarisationsrichtungen zwischen subendokardialem und subepikardialem Myokard)
    • Hypokaliämie: T-Welle geht runter → dann hoch (U-Welle)

Wellens-Syndrom

Muster invertierter oder biphasischer T-Wellen in V2V3 (bei Patient:innen mit oder nach ischämietypischem Thoraxschmerz).
hoch spezifisch für eine kritische Stenose der linken vorderen absteigenden Koronararterie (LAD).

Zwei Muster der T-Wellen-Auffälligkeit:

Merke

Das Muster entwickelt sich oft von Typ A → Typ B im zeitlichen Verlauf.

  • Typ A (25 %): Biphasische T-Wellen – erste Auslenkung positiv, terminale Auslenkung negativ
  • Typ B (75 %): Tiefe, symmetrische Inversionen der T-Wellen

Camel Hump-T-Wellen

Begriff von Amal Mattu für T -Wellen mit doppeltem Gipfel.

Hauptursachen:

  • Prominente U-Wellen, die mit dem Ende der T-Welle verschmelzen → schwere Hypokaliämie
  • Verborgene P-Wellen, eingebettet in die T-Welle → Sinustachykardie, verschiedene Formen von AV-Block

Abgeflachte T-Wellen

Unspezifischer Befund, kann hinweisen auf:

  • Ischämie (bei dynamischem Auftreten oder in benachbarten Ableitungen)
  • Elektrolytstörungen, z. B. Hypokaliämie (bei generalisiertem Auftreten)

Ischämie: - Dynamische Abflachung bei anteriorer Ischämie → Normalisierung nach Rückbildung der Ischämie

Hypokaliämie: - Generalisierte Abflachung der T-Wellen mit prominenten U-Wellen in den vorderen Ableitungen (V2, V3)


Besondere Abschnitte

U-Welle

Die U-Welle ist eine kleine (ca. 0,5 mm) Auslenkung, die unmittelbar auf die T-Welle folgt.
Sie verläuft in der Regel in dieselbe Richtung wie die T-Welle und ist am besten in V2 und V3 zu sehen.

Ursprung der U-Welle

Der Ursprung ist nicht abschließend geklärt. Häufig diskutierte Theorien:

  • Verzögerte Repolarisation der Purkinje-Fasern
  • Verlängerte Repolarisation von „M-Zellen“ im Myokard
  • Nachpotentiale infolge mechanischer Kräfte in der Ventrikelwand

Normale Merkmale

  • Gleiche Richtung wie die T-Welle
  • Größe umgekehrt proportional zur Herzfrequenz → ausgeprägter bei langsamer Herzfrequenz
  • Sichtbar meist bei Frequenzen < 65/min
  • Spannung < 25 % der T-Wellen-Spannung (größer → pathologisch)
  • Maximale normale Amplitude: 1–2 mm

Prominente U-Wellen

Definition: Amplitude > 1–2 mm oder > 25 % der Höhe der T-Welle.

Häufigste Ursachen:

  • Bradykardie
  • Schwere Hypokaliämie

Weitere mögliche Ursachen:

  • Hypokalzämie
  • Hypomagnesiämie
  • Hypothermie
  • Erhöhter intrakranieller Druck
  • Linksventrikuläre Hypertrophie
  • Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM)

Medikamente:

  • Digitalis
  • Phenothiazine (z. B. Thioridazin)
  • Klasse Ia Antiarrhythmika (z. B. Chinidin, Procainamid)
  • Klasse III Antiarrhythmika (z. B. Sotalol, Amiodaron)

Hinweis: Viele dieser Ursachen gehen auch mit einer Verlängerung des QT-Intervalls einher.


Invertierte U-Wellen

Definition: Negative U-Welle in Ableitungen mit positiver T-Welle (immer pathologisch).
Sehr spezifisch für das Vorliegen einer Herzerkrankung.

Häufige Ursachen:

  • Koronare Herzkrankheit (KHK)
  • Hypertonie
  • Klappenerkrankungen
  • Angeborene Herzfehler
  • Kardiomyopathien
  • Hyperthyreose

Bei Patient:innen mit Thoraxschmerz:

  • Hochspezifisch für Myokardischämie
  • Früher Marker für instabile Angina oder frischen Myokardinfarkt
  • Prädiktor für ≥ 75 % Stenose der LAD/LMCA und linksventrikuläre Dysfunktion

Delta Welle

fehlt


Epsilon Welle

fehlt

Osbor- / J-Wele